Ein Krokodil taucht ab - und ich hinterher

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Ein Krokodil taucht ab - und ich hinterher

Was tut man, wenn der beste Freund das Klo runtergespült wird? Für den zehnjährigen Paul ist klar: Er muss hinterher! Denn sein bester Freund ist der Mississippi Alligartor Orinoko, der ohne seine Hilfe nie wieder aus dem unterirdischen Labyrinth finden wird. So wagt sich Paul, eigentlich nicht der geborene Abenteurer, in düsteren Kanäle. Dort erwartet ihn jede Menge stinkende Plörre und ein echter Schock: Er ist nicht allein! Gleich eine ganze Bande von Kindern lebt in einem geheimen Lager unter der Stadt. So beginnt für Paul das größte Abenteuer seines Lebens….

(Klappentext Oetinger-Verlag)

Warum ich ‚Ein Krokodil taucht ab – und ich hinterher’ geschrieben habe

 Ein Freund erzählte mir einmal, er hätte in der Zeitung eine lustige Meldung über New York gelesen: Angeblich würden dort in der Kanalisation Krokodile leben. Und das sei so gekommen: Reiche New Yorker wussten nicht mehr, was sie ihren Kinder schenken sollten und kamen so auf die Idee, kleine Krokodile unter den Weihnachtsbaum oder auf den Geburtstagstisch zu legen. Irgendwann wurden die Krokodile dann größer und wahrscheinlich stanken die Terrarien, weil niemand Lust hatte, sie sauber zu machen, und die Echsen wurden lästig. Darum wurden sie kurzerhand durch die Klos hinunter in die Kanalisation gespült. Laut Zeitung seien sie da zu großen Echsen herangewachsen und machten nun die Abwasserkanäle unsicher. 

Soweit die Zeitungsgeschichte.

Ich fragte mich: Was würde ich tun, wenn irgendjemand mein Haustier im Klo herunterspülen würde? Na, klar, ich würde es versuchen, zu retten. So entstand die Idee von Paul und dessen Mississippi-Alligator Orinoko versehentlich das Klo herunter gespült wird. Und wie Paul in die Tiefen der Kanalisation steigt, um Oriniko zu suchen und zu retten. 

Die Sorgen der Kanalbanden-Kinder sind - natürlich etwas überspitzt - Nöte und Probleme, die mir im Laufe der Jahre unsere Zirkuskinder erzählt haben. Trennung oder Eltern, die immer Super-Leistungen wollten, Eltern, die nie Zeit hatten, Eltern, die eigene, riesige Probleme hatten oder krank waren. All diese Nöte habe ich den Kindern der Kanalbande zugeschrieben. Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es nicht einfach ist, wenn sich eine Familie neu zusammensetzt. Manchmal ist so, als bewege man sich durch dicht vermintes Gebiet und die Gefahr von Missverständnissen ist groß.

2015 ist ‚Ein Krokodil taucht ab – und ich hinterher’ auf chinesisch erschienen. Außerdem hat das Buch zwei tolle Preise gewonnen, auf die ich besonders stolz bin: Die ‚Ulmer Unke’ und ‚den goldenen Bücherpirat’. Die Jury besteht bei beiden Preisen ausschließlich aus Kindern, die ganz ohne Einmischung von Erwachsenen bestimmen, welches Buch den Preis erhält. 

‚Ausgefragt’ von Oetinger-Online-Redaktion

1. Mit welcher Ihrer Figuren haben Sie am meisten gemeinsam?

Als ich so alt wie Paul war, ist unser Hund Kitty verschwunden. Er war plötzlich weg, wie vom Erdboden verschluckt. Wir haben Wochenlang gesucht und ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich mich damals gefühlt habe: Hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, der Schmerz der Enttäuschung, wenn wieder ein Tag ohne ein Lebenszeichen verstrichen war und dann die bange Frage: Wie geht es Kitty wohl jetzt? Ich kann Pauls Not, als er sich auf die Suche nach Orinoko macht, gut nachempfinden. 

In der Auseinandersetzung zwischen Paul, seinem Vater, Elektra und ihrer Mutter bin ich am ehesten die Katharina. Als ich mit meinem Mann zusammen kam, hatte der schon zwei große Töchter und als wir versuchten, gemeinsam das Haus einzurichten, hatten wir genau den Streit um den Tisch: Rund oder eckig? Obwohl es in Wirklichkeit natürlich um etwas ganz anderes ging. Das war alles sehr kompliziert und man bewegt sich da auf dicht vermintem Gebiet. Aber wie in der Widmung geschrieben, sitzen wir heute, wenn wir alle zusammenkommen, glücklich um einen ovalen Tisch: Maike, Frauke (die längst nicht mehr zuhause wohnen), mein Mann Udo, unsere gemeinsamen Kinder Greta und Vincent und ich.

Und dann muss ich leider zugeben, dass ich dazu neige, wie Vanessa zu fluchen. Besonders beim Autofahren. 

2. Wie gut kennen Sie Ihre Figuren? Wissen Sie zum Beispiel, wann sie Geburtstag haben oder was sie am liebsten essen?

Paul mag am liebsten Hausmannskost, gekocht von seinem Vater. Ganz oben auf seiner Liste stehen Frikadellen – und die selbstgebackenen Rosinenbrötchen. Elektra geht gern essen, am liebsten japanisch. Also ganz klar: Ich kenne Paul und die Kanalbande wie gute Freunde. Wenn ich in die Kanalisation steige, muss wissen, wo sie herkommen, was sie erlebt haben, wovor sie Angst haben, was sie ärgert und freut... Ich weiß sogar, dass die Sekretärin von Vanessas Mutter unter Fernweh leidet. Sie wäre gern viel gereist, aber ihr fehlte das Geld. Darum hat sie Vanessas Au-pair-Mädchen immer aus dem Land engagiert, das sie gerade gern bereisen wollte. Sie erhoffte sich durch den Kontakt nämlich eine günstige Unterkunft. Ihr haben wir es zu verdanken, dass der Katalog der internationalen Flüche so umfangreich geworden ist.     

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3.    Erinnern Sie sich noch an das erste Buch, das Sie gelesen haben? 

Nein, aber ich erinnere mich sehr gut an die Bücher, die mich beeindruckt und bewegt haben. ‚Michel aus der Suppenschüssel’ musste meine Mutter uns mehrfach vorlesen. Meine Schwester hat ihr Pferd dann auch ‚Lukas’ getauft – wie Michel. Mein Pferd hieß ‚Fjalar’, nach den Brüdern Löwenherz. Astrid Lindgren mit ihren Geschichten war – und ist immer noch – meine Heldin.  

4.    Zum Erscheinen Ihres neuen Kinderbuchs "Ein Krokodil taucht ab (und ich hinterher)" haben Sie Bekanntschaft mit einem echten Krokodil gemacht. Was war das für eine Gefühl? Hatten Sie Angst?

Ich habe ja verschiedene Krokodile getroffen. Vor den frisch geschlüpften Krokodilen hatte ich keine Angst. Ich fand sie eher lustig, mit ihren aufgeregten Quak-Geräuschen. Die Mississippi-Alligatoren, die ich mir genauer angesehen habe, waren schon älter und über zwei Meter lang – und ja, da war ich sehr vorsichtig und habe einen ordentlichen Sicherheits-Abstand gehalten. Gleichzeitig fand ich sie aber wunderschön und faszinierend. Die beiden Alligatoren hatten sehr wache, aufmerksame Augen, denen nichts entging. Ich hatte vorher viel über Mississippi-Alligatoren gelesen und Dokumentationen gesehen, trotzdem war ich überrascht, wie feinfühlig sie auf meine unbekannte Stimme reagierten: Sie wurden nervös und unruhig. Beim vertrauten Klang der Stimme ihres Besitzers entspannten sie sich wieder. Der kann seinen Alligatoren übrigens sehr nahe kommen und sie auch anfassen. Aber selbst er, der über fünfzehn Jahre Erfahrung mit Panzerechsen hat, sagt: ‚Es sind Raubtiere und man weiß nie genau, wie sie reagieren.’ 

5.    Würden Sie gerne einen Tag mit Paul, der Hauptfigur Ihres neuen Buches, verbringen? Was würden Sie zusammen unternehmen?

 Aber unbedingt! Ich würde Paul fragen, ob er mit mir alles über Krokodile erzählt, was er weiß. 

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Unterrichtsmaterial zu ‚ein Krokodil taucht ab und ich hinterher‘

Diese Figuren hat mein Freund Raul gezeichnet. Er hat den Kindern der Kanalbande ein Gesicht gegeben - für

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Unterrichtsmaterial

Mittlerweile gibt es zu ‘Ein Krokodil taucht ab - und ich hinterher’ Unterrichtsmaterial. Die Bilder oben sind für diese Hefte entstanden. Die Textauszüge aus dem Buch habe ich selbst eingesprochen - und hatte großen Spaß daran.

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Auf Chinesisch:

‚Ein Krokodil taucht ab und ich hinter her’ gibt es auch auf chinesisch! Darauf bin ich besonders stolz!

Nina Weger