Der kleine Räuber Rapido - der riesengroße Räubertabatz

Der kleine Räuber rapido - Der riesengroße Räuberrabatz

“Warum müssen Räuber räubern?”, will der kleine Räuber Rapido wissen. Für seinen Freund, den Waschbären Störenfried, ist das völlig klar: Weil sie Räuber heißen! 2Und warum heißen sie Räuber?” Tja, genau das ist das Problem: Rapido fragt zu viel. Er denkt zu viel. Er ist einfach völlig umräuberisch. Sein Vater, Räuberhauptmann Rigoros, ist verzweifelt. Darum ruft er - Rutz-Putz-Räuberschmutz - den Wettbewerb um die Räuberwurst aus: Der kleine Räuber, der den rüpeligsten Raubzug macht, gewinnt! Ob das klappt?

Der kleine Räuber Rapido - ein Räuber, der nicht räubern will!

(Klappentext Oetinger)

Kleiner Tipp: Unter Der kleine Räuber Rapido - Angriff der Sportskanonen! befinden sich Ideen für eine richtig Runkelrüben-wilde Räuberparty!

Wie ich auf die Idee zum kleinen Räuber Rapido kam und warum ich zum ersten Mal ein Buch mit so vielen Bildern geschrieben habe:

Ich habe jährlich 120 bis 150 Lesungen. Manchmal, wenn ich eine lange Anreise habe und weit weg von großen Städten lese, werde ich gefragt, ob ich nicht für alle Kinder der Schule lesen könnte? Natürlich kann man ‚Die sagenhafte Saubande’ auch Erst- und Zweitklässlern vorlesen, aber ich möchte ja die Kinder ja zum Selbstlesen motivieren und dafür begeistern, eigenständig ein Buch in die Hand zu nehmen. Für alle Jüngeren und die nicht so geübt sind im Lesen von längeren Texten, waren meine Bücher zu schwer, die Geschichten zu komplex. Mir fehlte da etwas im Repertoire! Außerdem probiere ich immer gern Neues aus. Ich hatte schon lange eine Räubergeschichte im Kopf – und da passte es einfach perfekt, die für Leseanfänger und noch-nicht-geübte-Leser zu erzählen. 

Was neu und schwierig war:

Bisher waren mein Satzbau und der Vokabelumfang (Menge der Worte) in meinem bisherigen Geschichten immer relativ anspruchsvoll. Es galt also eine Sprache zu finden, die leicht zu lesen ist, aber trotzdem mit Worten, Rhythmus und Bildern spielt. Meiner Leser müssen Spaß beim Lesen haben – aber ich auch beim Schreiben! Sonst funktioniert das nicht. So ist diese sehr eigene Räubersprache entstanden. Ich habe ein ganzes Heft voll mit Begriffen, die ich während des Schreibens gesammelt habe. Das fing schon bei der Namensgebung der Figuren an. Jeder Eigen-Name ist aus einem Begriff entstanden, dem man gern einem Räuber zuschreibt: So stammt Rapido aus Rrrr-Räubersippe. Sein Vater heißt Rigoros – die Gegenspieler Schufterus und Schurkan. Rapido ist übrigens aus einem gemeinsamen Brainstorming (Nachdenken) mit meiner Tochter entstanden, die meine härteste Kritikerin ist – und eine begabte Wortschöpferin. Ich hatte da große Unterstützung.   

Wo kommen die Räuberschimpfworte her ?

Ich muss zugeben, dass mir Flüche und Schimpfworte relativ flüssig über die Lippen kommen. Da bin ich nicht immer stolz drauf, aber in diesem Fall hat sich das als äußerst hilfreich herausgestellt. Ich spreche die Worte als erstes laut aus. Ganz entscheidend ist der Klang. Ich finde es nicht schlimm, wenn nicht jeder jedes Wort sofort versteht, solang der Klang bezaubert. In den meisten Fällen entnehmen Leser den Sinn aus dem Gesamtzusammenhang. Außerdem kann man auch nachfragen.    

Ich werde oft gefragt, ob meine Geschichten nur für jüngere Leser sind, oder auch für ältere Leser (wie mich)? dazu kann ich nur sagen:

Nichts ist schlimmer beim Vorlesen, als wenn man sich selbst zu Tode langweilt. Eine gute Geschichte hat immer mehrere Ebenen. Ich möchte eine spannende Abenteuergeschichte erzählen, aber ich habe auch Botschaften, Fragen, Überlegungen, die ich mit meinen Lesern teilen möchte. Wir nehmen viele Dinge als selbstverständlich und normal hin. Aber ist es das? Wenn man mal kurz inne hält und versucht, die Welt von außen zu betrachten, dann ist da doch schon ziemlich vieles irre, was wir hier veranstalten. 

Und ich werde gefragt, ob ich eine Botschaft vermitteln möchte? Ja! 

In all meinen Projekten, in denen ich mit Kindern und Jugendlichen zusammen arbeite, geht es auch immer darum, einen kritischen Blick zu entwickeln. Dinge nicht als gegeben zu akzeptieren. Nur dann können wir die Welt zu einer besseren machen, soziale Ungerechtigkeiten ausräumen oder unsere Umwelt retten. Eine konstruktive, kritische Betrachtung  muss man auch üben – oder immer wieder neu erlernen. Darum sind Geschichten und Lesen so wichtig: Wir wechseln die Perspektive, schlüpfen in eine andere Person und versuchen mit ihren Augen die Welt zu sehen. Das macht uns sensibel, offen und trainiert unsere Empathiefähigkeit. Und natürlich habe ich auch Spaß daran, aus dem Räuber-Wald heraus mein eigenes  ‚Normalo’-Leben zu betrachten!  

Und dann taucht auch häufig die Frage auf: Bei den Räubern herrscht komplett verkehrte Welt – gute Manieren oder Höflichkeit sind hier nicht gerne gesehen. Was würde dir selbst am besten daran gefallen, in einer solchen Räubersippe zu leben?

Oh, ich liebe es, Grenzen auszutesten – wenn auch nur gedanklich! Etwas auszuprobieren, und zu gucken, was dann passiert, ist wunderbar. Neulich habe ich mit meiner Familie einen Spaziergang gemacht. Wir beobachteten an einem kleinen Berg, wie ein Vater von seinem Rad stieg und seiner kleinen Tochter half, die unbedingt diese Steigung hinauffahren wollte. Da schoss mir der Gedanke durch den Kopf: Hey, ich würde zu gern sein Gesicht sehen, wenn ich mir sein Fahrrad schnappen und wegfahren würde. Ich hatte sofort einen Film im Kopf. Natürlich würde ich niemals etwas wegnehmen oder klauen, aber allein die Vorstellung seiner Reaktion hat mir diebische Freude bereitet. Offensichtlich schlummert da ein räuberischer Zug in mir, den ich jetzt mit Rapido ausleben konnte. 

Ich glaube, um einen moralischen Kompass zu bilden, muss man auch das Unerlaubte, nicht Richtige kennen und durchdenken. Aber wann sind Kinder heute noch unbeobachtet, wirklich frei? Ich bin dankbar, dass ich in meiner Kindheit große Freiheiten hatte. Wir haben mit einer Bande viel im Wald gespielt, sind umhergestreift. Wir haben Dämme in Bächen und Hütten gebaut – und ja, auch jede Menge Matschschlachten veranstaltet. Ich springe heute noch gern in Pfützen. Und zwar mit Karacho!

Nina Weger